Category Archives: lyrik

ANTIKING DES MONATS SEPTEMBER

Da 99,9 Prozent der plusminus 9.247 867 Leser, die jetzt hier gelandet sind, von der Antiking-Facebookseite kommen werden, lüften wir gleich mal das Postgeheimnis und lassen euch den schönen Brief lesen, den uns TONI MAHONI, unser ANTIKING DES MONATS SEPTEMBER, in den Kasten geworfen hat:

Antiking sein is mein Ding. Seit ich immer der letzte auf der Bank war beim tiptop,- wer spielt in meiner Mannschaft -, seit ich also im Tor stand und dem Ball höchstens noch mal einen Schubs hinein ins Eigene verpasste, bin ich Antiking Kong Mahoni. Das Ding mit dem King is eben die Sache. Man will halt irgendwo King sein. Und wenns gar nich anders geht, dann eben Anti.

Ich frag mich wie jeder: was kann ich besonders gut, was die andern besonders Kacke finden? Ich kann zum Beispiel sehr gut Partys verderben. Mach ich meistens natürlich nich. Aber die Menschen spüren das und zollen mir den Respekt, der sich gehört, damit die Party weiterrollt. Ich kann auch gut schlecht zuhören, das is bekannt und ich kann mit neugieriger Offenheit unglaubliche Peinlichkeiten produzieren. Ich frag jede Frau mit Bauch freudig ob sie schon weiß was es wird, und wenns wieder nix wird, weil alle immer nur so halbmäßig bumsen, hab ich tolle Diät-tipps.

Ich find den Antikingstyle von Antiking saugut, weil ich mich sowieso immer so anziehe, nur bisher leider ohne geile Antikinglogos und natürlich nich in solch formidabler Qualität, wo man ja fast schon denkt: ey, sind die Bio oder ANTI? Na, Bio is ja eben Antichemo und da mach ich dann eben aus Gutheit mit. Weil auch ein Antiking hat seine guten Momente. so menschlich und tierisch sowieso. Antimenschen, also Tiere, liegen mir am Herzen, an meinem saftigen, fleischigen Antikingherz und darum find ichs in Ordnung, wenn Sachen Bio sind. Nur wenns halt irgendwie zu doll wird mit dem Gelaber und wenn man mir die Wurst aufm Grill nich gönnt oder wenn eine geile Veganerin ihrn Gemüsespieß nich neben mein Eichhörnchen aufs Rost legen will, nur in solchen Sittus kann Mahoni auch mal die ANTI-Bio-Schiene fahren und den ganzen Scheiß in Grund und Boden schreien, so dass am Ende alle weinen und die Köpfe schütteln und die Party eben vorbei is. Aber meistens chill ich halt drüber hinweg und bringe mich gar nich erst ein in sowas, weil als King muss man ja auch nich alles selber regeln.

Und dann wollt ich noch sagen, dass ich mir unbedingt ne Anti-Queen Kollektion wünsche, damit meine Süße auch mal vernünftig rumlaufen kann. Und an die Arschgeigen, die ihre Kohle nich rausrücken für Leute, die ums nackte Leben kämpfen, hab ich auch ne Kurznachricht: Fürchtet das Antikingdom! Denn die ersten werden die ersten sein, die die letzten sein werden!

Mahoni

„Stream of consciousness“, sagen die von der Uni. Wir sagen: Danke für die schönen Zeilen, endlich versteht uns mal einer. Stellt euch jetzt einfach vor, wie wir uns schluchzend in den Armen lagen, als der Brief reinkam. All die Mühe, honoriert.

Wir waren ja schon Mahoni-Fans, Jünger, „Mahonisti“, da gab’s sogar noch Clubs in Prenzlauer Berg. TONI MAHONI – Lyriker, Musiker, Autoriker, Köpenicker und nicht zuletzt der Mann, der uns ganz selbstlos auf ein Geschäftsmodell aufmerksam gemacht hat, mit dem wir nun seit fast zehn Jahren unsere großzügigen Anwesen in der Uckermark auf Vordermann bringen (lassen). Wir haben den Sack ja schon lange zu, Zeit also, das kostbare Wissen weiterzugeben. Nehmt euch fünf Minuten, kiekt’s euch an, läuft wie Hulle, keen Witz:

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Toni Mahoni schreibt Jedichte, die sich reimen, hin und wieder ganze Bücher, die sich nicht reimen, aber sehr lustig sind wie „Gebratene Störche“ und „Alles wird gut, und zwar morgen“ und hat auch schon zwei Langspielplatten „released“: „Allet is eins“, auf der er bereits 2008 die Antiking-DNA rhetorisch entschlüsselt hat („Drum rennt nicht zu die Ketten wie die Schafe, ick sag ma, Ignoranz is die beste Strafe!“) und „Irgendwatt is immer“. Was wir mit diesen wenig subtilen Linkwinken sagen wollen, sagen wir voller Überzeugung mit Tonis Worten: Hereinspaziert in Mahonis Kaufhalle und „Rin in Wagen“ damit, da könnt ihr wirklich gar nichts falsch machen.

Auch live gibt’s TONI MAHONI natürlich hier und da zu sehen. Am 26. September ist er im About Blank, da singt er bei der GRIZZLYNATION allein im Technoland, befürchtet er, und freut sich bestimmt über ein paar vernünftige Chaoten im Publikum. Ansonsten untermalt er am 25. Oktober so gegen 13 Uhr in Adlershof den „Einlauf von unglaublichen Sportlerinnen beim Elly-Beinhorn-Lauf“ und macht ab 9. November voll sein eigenes Ding, mit einer neuen, geilen Show namens „MAHONIS LADEN“ im Spiegelzelt der Bar jeder Vernunft. Klingt nach Spaß am Verkaufstresen:

Da sitzen wir zusammen und reden. Und lachen und flennen. Wie echte Krokodile. Dann rockt der Laden. Champagner und Tränen spritzen und wir feiern mit Masel tov und Mohammed, mit Klaus und Kalashnikov. Da fliegen die Schnapsgläser! Und die Experten streiten. Aber hey! Is nur’n Laden. Und Mahoni schließt am Ende ab.

Das Ganze in Kürze: Herzlich willkommen im Kreise der Antikings, TONI MAHONI, wir sehen uns in deinem Laden!

Foto: www.tonimahoni.com

Antikings des Monats Februar

Jetzt klöppeln wir hier seit anno 2013 in größtmöglicher Regelmäßigkeit an unserem Antiking-Kanon, kleben uns jeden Monat (Lüge) die coolsten Antikings (Wahrheit) in unser kleines Blog, damit ihr auch was von ihnen habt – wenn auch nur mal gehört – und dann, ganz plötzlich, nach bald anderthalb Jahren, die wir uns mit Rappern, Comic-Zeichnern und Künstlern jeder Couleur befassen, fällt uns auf, dass etwas fehlt in diesem liebevoll und behutsam in schönster Schreibschrift geführten Poesiealbum für Antikings: eben, die Poesie, die Lyrik, die Literatur, die Kunst des geschriebenen Wortes und seiner Darbietung.

Bevor wir eure Synapsen jetzt aber mit noch so ’nem Schachtelsatz Mannscher Ausmaße kurzschließen – mit dem Mann-Vergleich lässt sich übrigens immer wunderbar vortäuschen, man verstehe etwas von Literatur – räumen wir das Feld für zwei Berliner Jungs, die diese klaffende Lücke spielend schließen. Wir freuen uns über Thomas Korn und Blanko Fiktschen, berüchtigter als DIE REISWEINBAR – EASY LESENING, an Bord der MS Antiking, sie sind unsere Antikings des Monats Februar.

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Beide brachte die Musik zum Schreiben, zur Literatur und als Musiker hatten wir sie auch zuerst auf dem Radar. Unter anderem mit dieser grandiosen Adaption eines Ton-Steine-Scherben-Klassikers –they reminisce over you, Tacheles – und der großartigen Zeile „Geld macht die Stadt nicht reich.“.

Seit Sommer 2013 veranstalten Korn und Fiktschen nun gemeinsam DIE REISWEINBAR. Bis zu dessen Schließung im Milinski zu Hause, haben Korn und Fiktschen im Humboldthain Club eine neue Heimat für ihre „Easy Lesening“-Reihe gefunden. Gute Wahl, erklärten wir auch Clubs zu Antikings, hätten wir diesen längst auf der Liste.

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An jedem ersten Donnerstag im Monat präsentieren sie dort frisch aus den Köpfen auf dem Papier eingetroffene Texte und teilen die Bühne mit Gästen wie OL, Leo Fischer von der Titanic, den Surfpoeten oder NOMAD und vielen mehr. Mit Bühnenwunder Jens Steiner und Pilskills saßen auch schon Antikings früherer Monate bei Korn und Fiktschen auf dem Sofa.

DIE REISWEINBAR ist der Kneipenbesuch mit kulturellem Mehrwert. Um Genre-Diktate sollen sich Literaturverwalter kümmern, Blanko und Thomas knüpfen stattdessen munter assoziative Wortketten zu Texten und verdichten Gedankensprünge, deren Kausalitäten sich oft erst im Abgang entfalten. Da fällt einem dann mitunter erst beim übernächsten Bier auf, dass es doch einen feinen Unterschied zwischen Unsinn und Widersinn gibt.

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Die nächste REISWEINBAR steigt am 5. März im Humboldthain Club und ist zugleich die große Release-Party für das erste Buch, das Thomas Korn und Blanko Fiktschen mit dem Verlag Periplaneta herausgeben: „Sake und Schreibe“, eine Sammlung kurzer Texte aus den vergangenen 23 „Easy Lesening“-Sessions. Analog, gedruckt, Oldschool. Wir sind am Start und feiern mit Thomas Korn und Blanko Fiktschen ihr erstes Buch. Wo ist der Deinhard?

Alle Fotos © Brian Timm

 

ANTIKINGS DES MONATS DEZEMBER

Wer ernsthaft glaubte, dieses Jahr passiere nicht mehr viel, da könne man gepflegt durchpennen bis Januar, der war schief gewickelt. Also wieder raus aus dem Winterschlaf, aufstehen, Jacke an, tanzen – hier ist nämlich schon die Stelle im Text, an der ihr euch jetzt mal den Sound aus tausend Fanfaren vorstellt. DÜPDÜDÜDÖ:

Heute, am 19. Dezember dieses alten, grauen Jahres wird’s nochmal bunt, ist der Weihnachtsmann Friedrichshainer, hat das Warten ein Ende. Unsere Lieblingsrapper Pilskills hauen ein neues Album raus, Pilskills machen „MENKENKE AUFM MONT KLAMOTT“.

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 Was sollen wir sagen, das Album ist ein Kracher, von vorne bis hinten, Titel 1 bis 15, da gibt’s keine zwei Meinungen, Widerrrede schon gar nicht. Für jeden Track von dieser Platte schmeißen wir den Jungs mit Schmackes den „ANTIKINGS DES MONATS DEZEMBER“-Pokal über die Stadtbezirksgrenze nach Chefhain. Aus voller Überzeugung.

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Produziert vom über die Maßen geschätzten Mr. Mick, mit feinsten Scratches von DJ Robert Smith von Smith & Smart und den abermals aberwitzigen Lyrics von Dehfone und Bagman macht „MENKENKE AUFM MONT KLAMOTT“ das, was Pilskills seit damals™, weeßte noch, 1997 oder so, machen: Richtisch Laune, Alter!

Außerdem gibt’s ne ganze Latte schöner Videos, zwei sind schon draußen. Eines liegt gerade noch semi-exklusiv im Youtube-Kanal von hhv.de, trotzdem dürfen wir es euch mit freundlicher Genehmigung schon zeigen. Film ab für das brandneue Video zu „Im Zimmer nebenan“ von Olaf Voigtländer und Kumpel S.Pot.

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Bagman, Dehf, das mag jetzt sentimental klingen wie Oma an Heiligabend, aber wir kneifen euch weihnachtlich rührselig in die behaarten Wangen und sagen es trotzdem: Jungs, wat seid ihr groß geworden. Wir erinnern uns an diskrete Übergaben von Hand beschriebener „Frauen und Technik“-CD-Rs (!!!) anno 1998, an Pilskills im Pfefferwerk-Keller, im Subground, im Zigarettenspeicher, im Stellwerk, im Knaack, im Bastard, im Razzle Dazzle und und und…Wir erinnern uns nicht mehr an Pilskills im E-Werk als Opener für Outkast, aber an den Schädel und die leise Ahnung am Morgen danach, dass das ein ganz großer Abend war. Die meisten dieser Bühnen existieren heute gar nicht mehr, Clubs sind Schall und Rauch, so ist Berlin. Was bleibt, sind Pilskills. Und wo wir gerade beim Thema sind, noch einmal Faust aufs Auge mit dem Video von 1000framesinfrontofaclub zum Track „Ach du meine Nase“.

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„MENKENKE AUFM MONT KLAMOTT“ gibt’s natürlich nicht nur als CD- oder Vinyl-Konserve, sondern auch live on stage. So habt ihr heute, am 19. Dezember, ab 18 Uhr die Chance, das Record Release mit allen üblichen Verdächtigen beim hhv.de Instore Gig zu feiern. Außerdem hatten die Jungs Bock, mal über den Chefhainer Tellerrand zu rappen und so ist der Instore Gig heute zugleich Auftakt einer großen Stadtbezirkstournee. Weiter geht’s bei der richtigen Record Release Party im Supamolly am 27.12. und von dort aus ziehen die Jungs mit Sack und Pack die nächsten zwei Monate um die Häuser von Chefhain, Wedding, Mitte, P-Berg, Köpenick und Neukölln. Die konkreten Daten und Kneipen, in denen Pilskills vor Anker gehen, findet ihr hier.
antiking-pilskills-foto-sebastian-pielles-02Ansonsten empfehlen wir euch da draußen jetzt einfach nur noch besten Gewissens: Album kaufen und Spaß haben mit Pilskills und „MENKENKE AUFM MONT KLAMOTT“.

Credits:

Alle Bilder: © 2014 Sebastian Pielles
Video „Ach du meine Nase“: 1000framesinfrontofaclub
Video „Kleider machen Leute“: Dalai Limba

Video „Im Zimmer nebenan“: Olaf Voigtländer, S.Pot, präsentiert von hhv-mag.de

 

ANTIKING DES MONATS NOVEMBER

Kinder, ist schon fast wieder Weihnachten. Und wo wir gerade von Kindern sprechen, bei Antiking gibts jetzt auch Kinder-Klamotten. Promotion-Alert. Quatsch, hier geht’s nicht um Klamotten, um Kinder hingegen schon. Nachdem unsere Antikings des vergangenen Jahres hauptsächlich Musiker waren, ist es an der Zeit, mal wieder über den Tellerrand des vorherrschenden Genres in diesen Hallen hinwegzuschauen und stattdessen ein paar schöne Bilder an die Wände zu nageln. Die Ehre „Antiking des Monats“ gebührt im November einem Mann, der virtuos die Stifte schwingt: Comic-Zeichner mawil. Da kann er sich zwar rein gar nix von kaufen, aber wir finden, er gehört in unsere Reihen.

Was hat das alles mit Kindern zu tun, fragt ihr euch? Immer schön eins nach dem anderen. Also erstmal ein paar Worte zu mawil.

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Der Comic-Zeichner ist 1976 in Ost-Berlin geboren und veröffentlichte schon zu Schulzeiten seine Comics in selbstverlegten Fanzines. Allerdings nicht nur dort, sondern auch „in the streets“, wie wir aus verlässlichen Quellen erfahren durften.

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Nach der Schule hat mawil dann ganz offensichtlich alles richtig gemacht, nämlich seine Leidenschaft zum Beruf. Grafikdesign-Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Veröffentlichungen von mittlerweile mehr als einer Handvoll Bücher, die mitunter in mehrere Sprachen übersetzt wurden und regelmäßig ein Comic im Berliner Tagesspiegel. Und weil das noch lange nicht reicht, wandert mawil auch noch im Dienste des Comics und des Goethe-Instituts durch die Lande und gibt Workshops.

Und jetzt, Trommelwirbel, erfahrt ihr auch endlich, warum wir in diesen Text mit Kindern eingestiegen sind. Das jüngste Werk von mawil heißt „Kinderland“, spielt im Sommer 1989 in Ost-Berlin und ist auf den ersten Blick eine wunderbare Hommage an unsere Kindheit, explizit an die Kindheiten eines Teils des Antiking-Clans, denn wir sind ja hier die gelebte Wiedervereinigung, das kann man im Monat des 25-jährigen Mauerfall-Jubiläums schon mal sagen. Für die Ost-Berliner DDR-Kinder unter uns ist „Kinderland“ also eine krass detaillierte Zeitreise in die späten Achtziger, in unsere Kindheit zwischen bröckelnde Altbaufassaden und Plattenbauten, zwischen indoktrinierte Lehrkörper und das leise Gespür dafür, dass hier irgendetwas langsam im Treibsand untergeht. Auf den zweiten Blick funktioniert „Kinderland“ aber auch für alljene unter uns, die keinerlei eigene DDR-Erfahrungen haben. „Kinderland“ weckt ganz gleich ob Ost oder West Erinnerungen an Kindheit, an diese schöne, schwere Zeit, in der es weitaus wichtigere Themen gab als Weltfrieden und Netto-Verdienst, man denke nur an Tischtennis auf dem Schulhof oder die hübsche Brünette aus der Parallelklasse. Hier mal ein paar Einblicke in loser Folge in das jüngste Werk von mawil.

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„Kinderland“ zeigt präzise Beobachtungen, gestochen scharfe Momentaufnahmen, Erinnerung in HD, nicht nur von Orten und Situationen, sondern auch von kindlichen Gefühlen vermeintlich weltschweren Ausmaßes. Da mussten wir ja alle mal durch. Wir finden das richtig gut und ernennen mawil deshalb zu unserem „Antiking des Monats November“. Außerdem wollen wir natürlich nochmal mit dem ganzen Zaun winken: „Kinderland“, „Kinderland“, Kinderland“. Ist ja schließlich bald Weihnachten, ne. So sieht’s übrigens aus, das Cover, nur damit ihr Bescheid wisst:

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Bilder: © mawil/1000framesinfrontofaclub/Reprodukt

 

ANTIKINGS DES MONATS OKTOBER

August, September, Oktober, die Monate ziehen ins Land, weit und breit kein Wort vom Antiking. Wat, schon wieder November? Mist, jetzt reicht’s. Jetzt ist Schluss mit Funkstille, wir reißen die Lautstärkeregler wieder hoch auf Anschlag, bringen brandnew „Antiking Flava in ya Ear“ und reichen im gleichen Atemzug unsere Antikings des Monats Oktober nach. Sollte eigentlich schon längst passiert sein, aber, naja, war ja auch Wetter, wa.

ACYR und LORD WAX heißen sie übrigens – unsere verdienten Antikings des Monats Oktober – und  „Reaktanzia“ ist der Name ihres gemeinsamen musikalischen Machwerks, das sie jüngst rausgehauen haben. Obwohl die Beiden eine ganze Generation trennt, haben sie doch im gleichen Soziotop das Laufen gelernt. Zutaten: Rap, Graffiti, Skateboards und solche Sachen. DJ LORD WAX gibt dabei den Part des alten Weisen im Generationendialog. Seit 1989 dreht er Platten, gemeinsam mit Falk Schacht hat er 1995 „Relaxation II – The era of Mental Hip Hop“ releast, bevor er ab 2008 mit MB1000 die Bühnen rockte. Zwischenzeitlich machte er sich noch mit Produktionen u.a. für Spax einen Namen, außerdem erschienen 2002 und 2005 die MB1000-Platten „Auf Platte“ und „King“, die mit über 1000 Auftritten in ganz Europa gefeiert wurden. Auf ACYRS EP „Reaktanzia“ ist LORD WAX jetzt wieder „Beats & Cuts“-Officer und das klingt wie gewohnt: Geil.

ACYR, der „Lyrics“-Beauftragte von „Reaktanzia“, ist seit 1999 am Start, immerhin auch schon stolze 15 Jahre, die er zum Beispiel mit Drastic als „Unwanted Visitors“ durch die Lande tourte. Apropo durch, ACYR ist verdientes Mitglied des „Durch Drauf“-Kollektivs und gibt auch auf „Reaktanzia“ durchdachte Lyrics zum Besten. Ein Mann mit Durchblick, findet der Antiking. Hier geht’s zum Album, dessen Cover übrigens, soviel Promo ist drin, von Jasha kommt, einem der Männer hinter den Kulissen von Antiking.

Viel Spaß mit ACYR & LORD WAX, und wir, wir kommen jetzt wieder öfter, versprochen.

 

ANTIKING DES MONATS JULI

Antikings und Antiqueens – Monat für Monat wandert unsere Krone weiter. Es ist uns, ja, man kann das schon so sagen, eine Herzensangelegenheit, euch den guten Mann, Musiker und Menschen Jenz Steiner als Antiking des Monats Juli vorzustellen.

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Steiner, „King von Prenzlauer Berg“, musste die schmerzhafte Erfahrung machen, dass man sein Königreich und die Gefolgschaft in wenigen Jahren auf links gedreht hat. Explodierende Mieten, Verdrängung, Wohlstandsverwahrlosung, künstliche Bedürfnisse, all das hat Steiner als Journalist und Blogger angemahnt und vehement dagegen angeschrieben. „Hass-Blogger“ war er plötzlich. Etwas Besseres fiel den Edelfedern bei der Süddeutschen Zeitung nicht ein, wahrscheinlich waren sie gerade im Umzugsstress und die Eigentumswohnungen in Prenzlauer Berg mussten eingerichtet werden.

Die Revolution ist vorbei, scheiß auf Gentrifizierung, scheiß auf Kiez-Rap, dachte sich Steiner und stieg aus der Suppe. Die Welt ist doch viel größer. „Die Schlacht ist eh verloren. Auf zu neuen Horizonten, zum Meer, oder so.“ Und wenn dem King der Kingdom flöten geht, wird er eben zum Antiking.

Anstatt sich also weiter an seinen Gegnern aufzureiben, lässt er lieber seine Freunde zu Wort kommen. In seiner Radiosendung „Funkhaus Prenzlauer Berg“ auf Piradio spürt er auf, was hier, in Prenzlauer Berg, kaum noch spürbar ist. „Berlin ist nach wie vor eine brodelnde Stadt, die von ihren vielen schrägen Gestalten lebt. Die sind alle Antikings.“

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Jenz Steiner ist der Antiking mit Narrenkappe, sieht sich gern in der Tradition Till Eulenspiegels. Gibt schließlich schon genug Pfeifenköppe, die einen auf Tucholsky machen und dabei kläglich scheitern.

Steiner weiß: Auf die Schippe genommen lässt sich noch jede Last und Bürde besser (er)tragen. Word! Deshalb: Jenz Steiner – Antiking des Monats Juli.

FOTOS: © LAURA JUNG

 

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ANTIKING DES MONATS MAI

Es gibt verschiedene Wege, in die Welt zu starten. Du kannst Karriere machen, richtig Kohle scheffeln. Irgendwann rennst du dann mit Heiligenschein auf armseligen Charity-Events rum, heilig sind dir nur noch die Scheine und du verspürst ein leichtes Stechen in der Herzgegend, immer wieder. Das ist dein Gewissen, das dir sagt: „Ey, du Pfeife, du warst doch eigentlich mal ein cooler Typ!“ One Way.

Zweite Variante: Du bleibst immer schön bei dir und auf’m Teppich, du machst dein eigenes Ding. Eher eisern als einfach, der steinige Weg. Da reicht’s manchmal nur noch für ne Packung Nudeln. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit sehr viel höher, dass nix sticht, weil du ein cooler Typ geblieben bist. „Alles andere als arm“, so wie TIM TAYLOR, unser Antiking des Monats Mai.

Tim Taylors freigeistiges Vagabundenleben abseits ausgefeilter Karriere-Fünf-Jahres-Pläne hat ganz offensichtlich einen weiteren entscheidenden Vorteil: Mehr Zeit für die schönen, wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Für die Kunst. Anders lässt sich Taylors enormer Output schwer erklären. Taylor rappt, malt, studiert, stellt Workshops auf die Beine, schreibt hin und wieder noch ein Buch. Tim Taylor, „Kassels offizieller Rap-Botschafter“, Antiking des Monats Mai, Tausendsassa mit Style.

Wo Rap auf weiter medialer Flur ohnehin zu Rotz degeneriert ist, werden wir nicht müde, Künstler wie Tim Taylor mit voller Kraft zu supporten. Künstler, die nur reden, wenn sie auch was zu sagen haben. Hört rein, schaut rein, zieht euch rein, was der junge Mann aus Kassel treibt. Right here.

ANTIKINGS DES MONATS APRIL

Es gibt ein treffsicheres Synonym für Dummheit. Ein Wort, das Dummheit in allen Facetten greifbar macht, obgleich es ein sehr kurzes Wort ist, ein klitzekleines nur. Fast so klitzeklitzeklein wie die Pimmel derer, die jenes Wort beschreibend vereint. Das Wort, das wir meinen, heißt „Nazi“.

Antikings sind vom Cap bis zu den Sneakern Antifa und haben für Nazis nichts übrig. Außer Arschtritte mit Anlauf. Deshalb erklären wir knapp 6000 Menschen zu unseren Antikings des Monats April. Jene 6000 Menschen, die sich am vergangenen Sonntag in Berlin 100 hirnverbrannten Hohlbirnen in den Weg stellten, die unter der Fahne der NPD durch Kreuzberg marschieren wollten.

Da standen sie stramm auf der Berliner Jannowitzbrücke, die kläglichen Backpfeifengesichter, blanke Angst versteckt hinter der martialischen Maskerade des Hasses, und kamen keinen Meter weit. Vollidioten.

Respekt von Antiking für #berlinnazifrei, für 6000 Menschen mit Rückgrat. Alerta, Alerta Antifascista!

Foto: via NERDDRUGS

 

ANTIKINGS DES MONATS MÄRZ

Ein New-Era-Cap mit Aufkleber auf dem Schirm macht noch keinen realen Hip Hopper. Unterschreiben wir, deshalb sind die MCs Holger Burner und Knick Knack unsere Antikings des Monats März.

Zum Daily Rap Sampler XIII Vol. 1 haben Burner und Knick Knack mit ihren Crews jüngst einen Track beigesteuert. Und weil wir im Leid vereint sind – umzingelt von geistiger Nacktheit der „Wer hat den längsten Kurzen?“-Brüllaffen und Retorten-Rappern, die für McDonalds auf den Strich gehen –, sprechen uns Burner und Knick Knack mit Ihrer Polemik aus dem Herzen.

„Geh sterben“ und uns nicht länger auf die Eier lautet der konstruktive Vorschlag von Holger Burner und Knick Knack für Profiteure des kulturellen Ausverkaufs. Viereinhalb Minuten Schlag auf Schlag für Schlagersänger im Rap-Pelz, die Tiermasken tragen, weil sie ihr Spiegelbild scheuen. Und Backpfeifen. Viereinhalb Minuten „Hip-Hop-Opa-Rentnerschellen“, Rap mit Rückgrat.

Mehr Mucke von Max aka Knick Knack kann man hier bestellen.